Die Wunderklasse unter dem Defibrillator

Als 2014 die Wunderklasse, führungslos gelassen, taumelnd dem Abgrund entgegen trudelte und schon den nahen Tod vor Augen hatte, haben Michael Krämer, Guido Jansen, Ralf Elbert, Ben Nielek und Sebastian Minhorst beherzt an diesem Tage die Führung dieses Turnier übernommen und es mit viel Geschick und Engagement für diesen Tag gerettet.

Schon die sybellinisch griechische Einladung zum Wunderklassenturnier 2015 zeigte, dass vielleicht doch noch ein Funken Leben vorhanden war.

Wir , d.h. die oben genannten und Christian Reintjes, Heiner Schumacher und Günter Gottlieb haben den Defribrillator ausgepackt, an jedes anwesende Wunderklassenherz gelegt und abgedrückt. Nach dem letzten Zucken war es nach dem zaghaften Aufwachen wichtig zu vermitteln, woher wir denn in der Wunderklasse kommen. Dazu ist es unerlässlich, einen Blick zurück zu werfen, nicht nur um Altes zu glorifizieren, sondern auf den Geist zu verweisen, der dieses Turnier bei aller Skurrilität so einzigartig machte:
Eine Truppe aus dem Verein für den Verein erwachsen, diesen auf der einen Seite zu bereichern, für Zusammenhalt zu sorgen und zum Wohle des Vereins, wenn nötig, tätig zu werden.
Dazu haben Heiner und Günter die Wurzeln der Wunderklasse verbal noch einmal Revue passieren lassen:

Wir schreiben das Jahr 1957

Die EG wurde gegründet
Sputnik erschien am Himmel
Das Saarland wurde wieder deutsch
Das Segelschulschiff Pamir sinkt vor Kap Horn
Nitribit wurde ermordet

Und das alles überstrahlende Ereignis des Jahres war:
Die Gründung der Wunderklasse

In der Festschrift zur Einweihung der Platzanlage an der Bürgermeister-Pütz-Str. formulierte Heinz Schmülling im Jahr 1960 über die Wunderklasse:
„Die Wunderklasse ist der Zusammenhalt einer grossen Gruppe mittelalterlicher und älterer Mitglieder männlichen Geschlechts, die nicht, nicht sehr oder nicht mehr Turniere spielen, sich jedoch durch Spielfreude, Kampfeslust und hohe Spielkultur im allgemeinen auszeichnen. Es ist eine Gruppe wider dem tierischen Ernst, der das Wohl und Wehe des Vereins sehr am Herzen liegt.“

Es ist an der Zeit eine Bilanz zu ziehen und auf die Wurzel der Wunderklasse zurück und in die Zukunft zu schauen. Wir wollen uns nicht an Zahlen, sondern an Namen klammern. Die Wunderklasse ist der letzte Hort, an dem sich noch Männer benehmen können wie Männer, wo schon 1957 vorausschauend der Emanzipation Einhalt geboten wurde, obwohl das Wort noch unbekannt:
Selbstbestimmt, fern der Emanzipation, mit geschliffenen Umgangsformen, die das Biers als das betrachteten und einnehmen was es ist: als ein Lebensmittel und die sich fast allen Herausforderungen mutig entgegenstellten, wie besonders spektakulär in den Aufnahmeprüfungen dokumentiert ist.

Ach ja, Tennis kam auch vor !

Die Gründung dieser Klasse konnte nur in den 50iger Jahren so erfolgen, als das noch alles galt, was oben aufgeführt. Denn niemand verkörperte diese Vorzüge des Mannes mehr als als ihr Gründer in Person von Dr. Günter Dorlöchter, genannt Yogi-Bär. Allerdings gab es anfangs eine rühmliche wunderbare Ausnahme: OMA ECKERT, Urgestein des MTC durfte Dornkaat trinkend und Overstolz rauchend als Neutrum an der Veranstaltung teilnehmen und planlos aber lustvoll die Glocke schlagen.
Die Auswirkungen werden unten genannt werden.

Er hat es verstanden aus den nicht an Medenspielen teilnehmenden männlichen – auf eine andere Idee wäre er nie gekommen – Clubmitgliedern eine Veranstaltung zu formen, die alles enthielt, was das Männerherz begehrte:

Klare Regeln, Etikette, saufen bis der Arzt kommt, ein bisschen Tennis spielen und ab 18 Uhr Frauen, entweder die eigenen, oder die, die es werden wollten.

Welches Ansehen der Präsident genoss, läßt sich aus der Tatsache ersehen, dass er morgens immer vor dem Turnier von zu Hause abgeholt wurde und mit den auffallendsten Fahrzeugen durch Meiderich zum Clubhaus gefahren wurde: Harley Davidson, einem riesigen mit Heu beladenen Leiterwagen von einem Traktor gezogen und als Krönung in einem offenen Rolls Roys mit Polizeibegleitung.

Hier einige Verhaltensregeln:
Das Turnier wurde durch die Glocke eingeteilt, die nur vom Präsidenten geläutet werden durfte, nicht wie heute, wo jeder mal bimmeln darf. Missbrauch kostete eine Rüge und eine Runde Bier für alle! Glockengeläut bedeutete:
1. Sofort versammeln, den Worten, Anweisungen oder Rügen des Präsidenten lauschen und dann Bier trinken.
2. Der Letzte, der die Terrasse betrat, wurde von der aufmerksamen Turnierleitung namentlich auf einer Tafel erwähnt, was hieß: eine Runde Bier für alle. Duschende waren im Übrigen nicht ausgenommen, auch sie hatten auf der Terrasse zu erscheinen.
3. Unentschuldigt fehlen: 1 Runde Bier für alle
4. Dem Präsidenten widersprechen: 1 Runde Bier für alle
Ihr seht, auch ohne Aufnahmeprüfung wurde man ganz schön besoffen. Akribisch wurden diese Runden von der Turnierleitung (Holger Heidrich und Heiner Schumacher) vermerkt und auf die Ausführung geachtet: nur kein Bier zu wenig!

Die Aufnahmen neuer Mitglieder, die erst eine 2jährige Probezeit durchlaufen mussten, war dies das Guantanamo in Meiderich.
Hier einige Beispiele:
1. In einem mit Schmierseife versehenen dunklen Plastiksack an der Böschung des Clubhauses gelegen, mussten die Delinquenten in Badehose oder nackend durchkriechen und die alle 30 cm festgenähten kleinen Jägermeisterflaschen austrinken und mitbringen. Am Ende des Tunnels wartete nicht nur das Tageslicht, sondern auch 3 halbe Liter Bier.
2. Bäuchlings auf dem Barhocker liegend, die linke Hand ans rechte Ei und dann die auf dem Boden stehenden 4 Korn und 4 Bier auszutrinken.
3. Der wohl härtesten Prüfung musste sich Werner, „Eia“, Krämer unterziehen: Auf einem sich drehenden Karussell angebunden, mit dem Strohhalm eine aus Korn, Wein und Erdnussflipsen versehene Sangria trinken. Den Rest des Tages hat er und seine Mitstreiter unter dem Rhododendron-Busch oder unter einer Bank im Clubhaus verbracht.

Henker in dieser Zeit war die Gebrüder Willi und Karl-Heinz Triesch, die sich mit diebischem Vergnügen die Qualen der Aufzunehmenden ausdachten und deshalb auch unter den Namen die Gebrüder Sadre bekannt wurden. Manni Wiacker war in den vergangenen Jahren nicht weniger einfallsreich.
Dies Alkoholischen Exzesse haben Gott sein Dank aufgehört und sind milderen aber nicht weniger lustigen Formen der Aufnahme gewichen.

Auch, dass der Präsident Yogi eine lange Rede zur Lage der Wunderklasse hielt, die so einmalig war, dass es unmöglich war sie nachzuerzählen und man nach einiger Zeit gar nicht mehr wusste, was er hatte eigentlich sagen wollen. Die Formulierungen waren so einmalig, dass sie in einer Fibel des Yogi-Issmen in die Geschichte eingegangen sind. Sie endete in der Regel: Was wären wir ohne uns!

Die Zeiten haben sich geändert und die Präsidenten auch: Gemeinsam war ihnen die geschliffene Rede. Rolf Dick als Jurist mit messerscharfen Worten und Martin Wachtel als Sprachwissenschaftler im Wortrausch.

Nicht nur die Präsidenten haben sich geändert, auch die Wunderklasse. Wir glauben, sie hat wieder mehr Originalität verdient, die sie von einem normalen Turnier unterscheidet und abhebt, was ausdrücklich nicht bedeutet, alte Riten wieder aufleben zu lassen.

An dieser Stelle möchten wir uns bei Michael Krämer, Guido Jansen, Sebastian Minhorst, Ralf Elbert und Ben Nielek herzlich bedanken, dass sie spontan, selbstlos und traditionsbewusst 2014 die Organisation der Wunderklasse in die Hand genommen haben, als die Wunderklasse präsidentenlos vor dem Aus stand.

Und es gibt noch eine sehr erfreuliche Nachricht: Christian Reintjes hat sich bereit erklärt, die Präsidentschaft der Wunderklasse zu übernehmen und ihr eine Reha zu verpassen.
Lieber Christian, wir wünschen dir und uns ein wunderbares, belebendes, elegantes und erfrischendes Händchen!!

Und siehe da: Nach der Defribrillation tanzte die Wunderklasse „Flamenco“, wie ihr aus dem Bericht von Ben ersehen könnt:

Wunderklasse 2015 – Spanische Momente genießen
Als wäre Petrus auch ein Wunderklässler meinte es das Wetter jedenfalls wieder ausgezeichnet mit den rund 30 Versammelten, die sich der Tradition der Wunderklasse verpflichtet fühlten und am Samstag im August einen lebhaften und ereignisreichen, wunderbaren Tag miteinander bei herrlichem Sonnenschein verbrachten. Das Tradition verpflichtet ist für uns ganz sicher kein leeres Lippenbekenntnis, denn genau wie im vergangenen Jahr kehrten wir wieder zur Traditionspflege und zu den Wurzeln zurück, einen Wunderklassenvorstand, von Günter Gottlieb angeregt und angeleitet, zu wählen und zu inthronisieren. Nach erfolgreicher Kampfabstimmung gab das neugewählte Gremium seine langerprobte und ausgewogene Kandidatenwahl zum Besten. Die Wahl der zum „Ritterschlag der Wunderklasse 2015“ bereiten fiel somit auf Arnd Grotstollen und Philipp Kleinloh. Und für diese beiden Konditionsweltmeister hatten wir natürlich einen ebenso ausgewogenen Aufgabenkatalog vorbereitet. Und da das Motto der Wunderklasse „Spanien“ hieß ging es zunächst los mit einem Radrennen rund um den Meidericher Tennispark, der es schon trotz Boxenstopps in sich hatte. Hier hatte zunächst Philipp, auch aufgrund seiner Jugend, das bessere Ende für sich. Doch das sollte sich noch im Laufe des Tages beim ausgiebigen Bier-Pong, über Sangria a la Micha Krämer (die Erfahrungen seines Vater haben sich offensichtlich vererbt s.o.) bis zum abschließenden „Flamenco“ allmählich zu Gunsten von Groti ändern. Erfahrung zählt eben und zahlt sich oft aus, dem erfahrenen Ballermannreisenden sei Dank. Tennis gespielt wurde übrigens auch, doch die schönste Nebensache des Tages war eben das rege Beisammensein bis in die späten Abendstunden. Spanische Momente wurden jedenfalls reichlich genossen.
Ein Novum, ganz sicher im Sinne der Tradition, hat die „Wunderklasse 2015“ noch parat. Für die Frischaufgenommenen vom Vorjahr besteht am Samstag 27. August bei der „Wunderklasse 2016“ Anwesendheitspflicht. Nebenbei, es würden sich alle Wunderklässler sehr freuen, wenn auch alle anderen Teilnehmer sich in die Pflicht nähmen. Denn Tradition verpflichtet uns alle. Das neue Motto für die „Wunderklasse 2016“ steht jedenfalls schon fest, wird natürlich hier nicht verraten.

Published On: 10. September 2015Kategorien: Verein

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